Der tschechische Dokumentarfilm „Milý tati“/„Love, Dad“ ist Gewinner der 12. GROSSEN KLAPPE. Der Europäische Filmpreis für politischen Kinder- und Jugenddokumentarfilm ist mit 5.000 Euro dotiert und wird von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb gestiftet. Über die Vergabe der Auszeichnung entschied die elfköpfige doxs!-Jugendjury in Duisburg.
„Ich will dich verstehen, wenn du mich lässt“, sagt Regisseurin Diana Cam Van Nguyen in ihrem filmischen Brief an ihren Vater. Sie knüpft damit an eine Form der Kommunikation an, die beide praktizierten, als der Vater im Gefängnis saß. Später gründete er eine neue Familie, weil er sich einen Sohn wünschte. In „Milý tati“/„Love, Dad“ arbeitet die Regisseurin ihre schmerzhafte Vater-Tochter-Beziehung auf und geht mit einer Tradition in der vietnamesischen Kultur ins Gericht, nach der nur der Sohn das Erbe der Familie weitergeben kann.
Die Jugendjury war „emotional sehr berührt“ von dem Film. „Durch die Universalität der Thematik und der filmischen Umsetzung der Realität war das Dargestellte für jeden auf seine eigene Weise interpretier- und nachvollziehbar“, schrieben die Juror*innen in ihrer Begründung. Besonders beeindruckt zeigten sie sich von der Form der Arbeit, die komplexe Animationen und Fotografien beinhaltet. Durch seine „außergewöhnliche Ästhetik“ wirke der Film „wie ein Kunstwerk“.
Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung und Stifter der GROSSEN KLAPPE, dankte der Jugendjury für ihre Entscheidung: „Der diesjährige Preisträgerfilm verknüpft auf eindrucksvolle Weise eine persönliche Geschichte mit einer größeren, gesellschaftlichen Problematik“, sagte er. „Die Diskriminierung von Mädchen und Frauen ist leider vielerorts weiterhin verbreitet und in patriarchalen Traditionen verankert. Mit ihrer Auszeichnung lenkt die Jugendjury unseren Blick noch einmal explizit auf das Thema Geschlechtergerechtigkeit und erinnert uns daran, dass wir selbst auf diesem Feld noch Nachholbedarf haben.“
Eine lobende Erwähnung sprechen die Jugendlichen für die britische Produktion „Born in Damascus“/„Geboren in Damaskus“ (GB 2021) von Laura Wadha aus. In einem Videocall zwischen der Regisseurin, einer Exil-Syrerin, und ihrer ebenfalls emigrierten Cousine versuchen beide ein Bild der verlorenen Heimat aus der Zeit vor dem Krieg zu rekonstruieren. Mit Hilfe von alten Familienvideos kehren positive Erinnerungen langsam zurück. „Man lernt Syrien als ein Land reich an Kultur und syrische Geflüchtete als Personen mit eigener Identität und Historie kennen“, so die Jugendjury.
Elf europäische Produktionen aus dem Festivalprogramm waren 2022 für die GROSSE KLAPPE nominiert. Die Auszeichnung wird in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb vergeben und würdigt Dokumentarfilme, die Kinder und Jugendliche ansprechen und dabei in besonderem Maße ästhetische und politische Debatten anstoßen. Die Preisverleihung, die von der Jugendjury selbst moderiert und mitgestaltet wird, fand am 11. November im filmforum in Duisburg statt. Die elf Jurymitglieder setzen sich zusammen aus Schüler*innen der Gesamtschule Globus am Dellplatz, des Gymnasiums in den Filder Benden, des Reinhard-und-Max-Mannesmann-Gymnasiums, des Steinbart-Gymnasiums und des Mercator-Gymnasiums.