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„Jede Szene braucht noch etwas Liebe“

Der Stoff „Gesundbrunnen Odysseus“ von Kilian Helmbrecht handelt von der schwierigen Wohnungssuche in Berlin und der Frage, wo die Reise für den jungen Protagonisten Raffly nach dem Studium hingeht. Für den Regisseur ein Projekt, das Flexibilität verlangt. Der zweite Termin in der doku.klasse ist etwas zwischen Workshop und Rohschnittsichtung. Da 3sat die Drehtermine nach hinten verschoben hat, bleibt Kilian mehr Zeit für den finalen Schnitt. Eine gute Gelegenheit, sich in Duisburg zu treffen, den aktuellen Stand zu besprechen und vor allem Filmmaterial anzuschauen.     Der Rohschnitt kommt sehr gut an und die Erwartungen in Bezug auf die Präsentation des Protagonisten Raffly haben sich erfüllt. Auch beim zweiten Workshop mit Kilian Helmbrecht wird deutlich, wie viele Identifikationsmomente das Thema für die Gruppe bietet. Sei es die Wohnungssuche, die Überlegungen, was man am besten nach der Schule oder nach dem Studium macht, das Balancieren zwischen verschiedenen sozialen Rahmen oder ganz konkrete Erfahrungen mit Alltagsrassismus, die schon bei einem ungewöhnlichen Nachnamen spürbar sind. Thema ist auch die Präsenz von Kilian Helmbrecht selbst im Film. In der letzten …

Was ist eigentlich echt?

Ein Thema, das an grundsätzliche Fragen des Dokumentarischen rührt: Im Workshop mit Katharina Pethke ging es um die Virtualisierung der Wirklichkeit und die Frage: Wie stellt man das dar? Katharina Pethke ist die Arbeit mit der doku.klasse schon bestens vertraut. 2018 stellte sie hier ihr Projekt Dazwischen Elsa vor. Die Protagonistin damals stand vor der Frage, für welche der vielen Lebensmöglichkeiten sie sich entscheiden soll. Auch Lale, Pethkes Hauptfigur im neuen Stoff, bewegt sich in einem Feld des Dazwischen: zwischen physischer und digitaler Realität. Das Model möchte sich klonen lassen, um mehr Zeit für andere Dinge im Leben zu haben. An dieser Idee eines digitalen Avatars für Online-Laufstege und die Social-Media-Präsenz entzündete sich in der Klasse eine lebhafte Diskussion darüber, was echt ist und was virtuell, gipfelnd in der Frage: »Ist der Unterschied zwischen der digitalen und der echten Lale für euch überhaupt wichtig?« Katharina Pethke entschied sich für das Projekt, auch wenn dabei Produktionsschwierigkeiten vorhersehbar sind. Der Filmemacherin schwebt eine ästhetische Lösung vor, bei der die Grenzen von Dokumentarfilm und Science-Fiction in einer hybriden …

Ping-Pong der Perspektiven

Bei der Abschlusspräsentation der doku.klasse Ende September wurden zwei Filme gezeigt und diskutiert, die sich mit Kunst und Geschlechteridentität beschäftigen – auf ganz unterschiedliche Weise. Bilder groß auf die Leinwand projiziert, Sitznachbar*innen, die das Gleiche sehen und hören, Gespräche mit den Filmemacherinnen nach der Vorführung: Endlich wieder Kino! Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie fand eine doxs!-Veranstaltung wieder im filmforum in Duisburg statt. Drei Klassen vom Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium und vom Steinbart-Gymnasium waren zu Gast. Dazu Udo Bremer von der 3sat-Redaktion und die Regisseurinnen Mieko Azuma undSusanne Mi-Son Quester. Elke Margarete Lehrenkrauss war per Videocall zugeschaltet. Das Publikum machte zunächst Bekanntschaft mit einer jungen Schweizerin, die die doku.klasse bereits 2020 kennengelernt hatte. Damals noch als abstrakte Figur in einem Exposé. Chao in Chao’s Transition ist eine energiegeladene und reflektierte Person, die als biologischer Mann geboren wurde, sich aber immer als Frau fühlte. »Wir haben nicht nach einer Protagonistin gesucht, mit der wir das Thema Transition und Geschlechteridentität erzählen können«, sagte Susanne Mi-Son Quester nach der Vorführung auf die Frage von Aycha Riffi, ob Chao’s Transition ein …

„Das Bild vor dem inneren Auge ist ja immer das, worum es letztendlich geht.“

Vom Film zum Hörstück. Durch die Kooperation zwischen der doku.klasse und dem Deutschlandfunk Kultur konnten bereits mehrere Feature-Stücke aus den Dokumentarfilmprojekten der Reihe „Ab 18!“ entstehen. In diesem Jahr hat der Autor Jonas Heldt seinen Film „Seda baut Autos“ für das Radio-Feature „Automotive“ bearbeitet. Christian Kosfeld spricht mit ihm über seine Herangehensweise.

Teilnehmerinnen der doku.klasse im Gespräch

Jung & Wild sind die 18 Teilnehmer*innen der doku.klasse 2020, zwischen 18 und 28 Jahren alt, haben Lust auf Dokumentarfilme, wollen darüber sprechen und sind neugierig auf die, die die Filme machen. Jihad Azahrai (24) ist schon mehrfach dabei gewesen, für Pia Nelles (22) ist 2020 das erste Mal. Moderator Dirk Ulrich will wissen, was sie an der doku.klasse reizt.

„Beim Hörstück nehme ich das Publikum mehr mit“

Johanna Bentz hat im Rahmen der Kooperation zwischen der doku.klasse und Deutschlandfunk Kultur eine Hörstückfassung ihres Films Bella Palanka realisiert. Darin porträtiert sie den 22-jährigen Emrah, der in dem serbischen Dorf Bela Palanka in einem Auffanglager für abgeschobene Straftäter aus Deutschland und Österreich lebt. Im Interview spricht die Regisseurin über die Unterschiede zwischen Film und Hörstück und die Freiheit, zwischen den Medien zu wandern.

Ein Zimmer für Zwei

Beim diesjährigen doxs!-Festival liefen gleich drei Filme, deren Stoffe im vergangenen Jahr in der doku.klasse diskutiert wurden. Den Schlusspunkt bildete die Festivalpremiere von „Du warst mein Leben“ von Rosa Hannah Ziegler, einem dokumentarischen Kammerstück über eine spannungsreiche Mutter-Tochter-Beziehung. Die Intensität des Gezeigten ließ niemanden kalt.