Mit diesen Stoffen haben die diesjährigen Stipendiat*innen den Einzug in die doku.klasse 2021 geschafft.
UNCANNY ME | Katharina Pethke
Lale ist erschöpft vom Leben an der Oberfläche. Vom ewigen Strahlen und Senden. Über Jahre hat das Modell eine scheinbar nicht enden wollende Arbeit am Selbst betrieben. Jetzt will sie sich wichtigeren Dingen zuwenden – die Welt retten oder Kinder kriegen. Zusammen mit einem Grafikdesigner entwickelt die 26-Jährige ein virtuelles Double von sich. Es ist die höchste Stufe der Optimierung: kein Schönheitsschlaf mehr, kein Hunger, kein Altern, keine Zweifel. Während die echte Lale sich nach einem Alltag ohne Druck sehnt, soll ihr Avatar auf digitalen Fashion Weeks und Social Media Plattformen die perfekte Show abliefern. Aber kann das funktionieren? Und wem gehört die digitale Lale – dem Designer oder dem Original? Ein Doppelporträt entlang der Grenze zwischen der materiellen und der virtuellen Welt.
Only for the moment | Robin Humboldt
Alex sitzt eine lebenslange Haftstrafe ab. Mit der Verurteilung im März 2018 kam eine Abwärtsspirale zum Stillstand, die sich über die Jahre immer schneller gedreht hat. Geboren in einer rumänischen Kleinstadt, verlor der junge Mann schon früh die Spur. Er wuchs in einem Kinderheim auf und landete über Umwege in Stuttgart, wo er erst als Putzhilfe, dann als Escort arbeitete. Es folgten Drogen, Beschaffungskriminalität, ein Selbstmordversuch. Zuletzt hatte er keine eigene Wohnung mehr und litt unter Panikattacken und Halluzinationen. Als die Polizei einen ehemaligen Freier ermordet in seiner Wohnung fand, stimmten die Fingerabdrücke am Tatort mit denen von Alex überein. Wie wird ein Mensch zum Mörder? Und was bedeutet es, mindestens 15 Jahre seines Lebens im Gefängnis zu verbringen? Das Porträt zeichnet den Weg von Alex nach und begleitet seinen Alltag in Haft.