Mit diesen Stoffen haben die diesjährigen Stipendiat*innen den Einzug in die DocuMasterclass 2023 geschafft.
UNDINE* | FELIX RIER
Undine wohnt im 21. Stock eines Hochhauses im Osten von Berlin. Es ist eine geschützte Welt dort oben, die sie mit ihrem Freund Thiago und dem gemeinsamen Labrador teilt. Sobald die Tanzlehrerin und Choreografin aber nach draußen tritt und in die kalt gefliesten U-Bahnschächte der Großstadt eintaucht, beginnt für sie eine Zone des Unbehagens und der Unsicherheit. Kurz nach ihrem 24. Geburtstag wurde Undine nachts in ein Auto gezerrt, mit Gewalt unter Drogen gesetzt und vergewaltigt. Die Erfahrung riss in der jungen Fraue tiefe physische und emotionale Wunden. Im Tanz und in einer Therapie sucht sie nach einem Weg aus dem Trauma. Doch erst als sie schwanger wird, scheint ein Wendepunkt erreicht – und in Undine erwacht eine neue und innige Verbundenheit zu ihrem eigenen Körper.
SPEARA | FLORIAN BARON
Ohne Sauerstoffflasche und nur mit einer Harpune aus Holz macht sich Mitsuki auf die Jagd. Aufgewachsen in Japan, lebt die 26-jährige Meeresbiologie-Studentin seit einigen Jahren in Kalifornien und hat sich vom Newbie zur Weltrekordhalterin im Speerfischen entwickelt. Sie ist eine von wenigen Frauen in diesem Sport, der in den USA häufig von Ex-Marines ausgeübt wird. Für Mitsuki ist das Speerfischen weniger ein Wettbewerb als eine Lebenseinstellung. Als Kind wäre sie bei einem Schwimmunfall fast ertrunken und hielt sich danach bis zu ihrem 21. Lebensjahr vom Wasser fern. Auf Social Media weist sie auf die Effekte des Klimawandels und zeigt, wie man Fische voll verwertet. Eine junge Frau mit einer Mission, die sich entschlossen durch die Komplexität von Identität, Kultur und Geschlechterrollen bewegt.
LOTTI AUF SCHICHT | LEA SCHLUDE
Lotti ist eine Meisterin im Spagat und jongliert zwischen ihren verschiedenen Rollen. Als einzige Frau und queere Person in der Produktion von Thyssen Krupp Gelsenkirchen behauptet sie sich in einer männerdominierten Welt und setzt sich als Betriebsrätin für eine grüne Transformation der Stahlindustrie ein. Nach Schichtende kümmert sie sich um ihren Vater, der unheilbar an Krebs erkrankt ist. Ein Leben immer in Bewegung und unter Beobachtung. Von den Medien und vom firmeneigenen Marketing wird sie aufgrund ihres Geschlechts und ihrer sexuellen Identität als Role Model gefeiert. Im Kollegenkreis erfährt sie häufig Vorurteile und wird Zeugin von Homophobie und Sexismus. Doch die 26-Jährige geht mutig ihren Weg und sucht den Strukturwandel – auf allen Ebenen.
Copyright: Lea Schlude