Eine Filmkritik von Delia West zu Peter Göltenboths und Anna Piltz’ Dokumentarfilm „10 Wochen Sommer“ – entstanden in der 3sat-Reihe “Ab 18!“
Vier Berliner Szene Girls zeigen uns ihren Sommer. In der Freizeit sonnen sie sich auf Häuserdächern, liegen im Park, machen Party in Clubs. Und dann und wann testen sie ihre Grenzen aus.
Der erste Eindruck des Films täuscht nicht. Die Bilder der vier Mädchen machen neugierig. Eine Off-Stimme spricht verträumte, leicht überzogene Worte, die in der „Hipster-Szene“ aber durchaus so gesagt werden. Jedenfalls nimmt die Stimme mich als Zuschauerin mit. Es verstärkt sich der Eindruck, dass dieser Dokumentarfilm nochmal anders ist, als die, die ich bisher gesehen habe. Auch die gewählte Musik unterstützt diese Vermutung und lässt auf mehr hoffen.
Im Bild sehen wir von den Protagonistinnen mit dem Handy gedrehte Szenen. Verwackelte Einstellungen häufen sich und sind teilweise lang gewählt, was es schwierig macht, dran zu bleiben. Trotzdem passt es irgendwie zum Film, da die Mädchen aus ihrer Sicht erzählen und auch nicht sonderlich ruhig sind. Auch die Aspekte der Jugend und das „immer-auf-Achse-Gefühl“ lassen sich inhaltlich plausibel mit der Kameraführung erklären. Aber: Man muss sich schon ordentlich konzentrieren, um zu folgen. Einige Perspektiven und Bilder sind mir in der Länge zu viel des Guten.
Der Moment, in dem die Polizei zur Razzia in den Club schreitet, war für mich eine Art „Wachmacher“. Von da an sitzt man wie gefesselt vorm Bildschirm und will gar nicht mehr weg. Dieses Gefühl zieht sich bis zum Schluss des Films und bringt dem Zuschauer die Worte, die am Ende gesprochen werden, noch eindringlicher näher.
Inhaltlich erzählt der Film in erster Linie von Freundschaft. Bei näherer Betrachtung kommen für mich noch Themen wie Drogenkonsum, Party machen, Freiheit ausleben und Grenzen austesten dazu. Auch wird deutlich, dass Vergänglichkeit in dieser Vierer-Clique eine große Rolle spielt. Die Erzählerin, deren Stimme wir im gesamten Filmverlauf immer wieder hören, „beklagt“ diese Thematik auch in ihren Off-Kommentaren.
„10 Wochen Sommer“ spricht interessante Themenbereiche für Jugendliche an. Das soziale Miteinander, der Umgang mit Drogen, das Auskosten jugendlicher Freiheiten und worauf man in Freundschaften achten sollte – es gibt viele Aspekte im Film, die gesellschaftlich relevant sind. Die Identifikation mit den vier Mädchen fällt nicht schwer, da man entweder selbst in einer ähnlichen Szene unterwegs ist, oder zumindest jemanden kennt, auf den diese Erfahrungen zutreffen.
Mein Fazit: Endlich mal ein Film, der den Zuschauer auf unkonventionelle Art anspricht und das Interesse an Dokumentarfilmen zu wecken versteht.