Joe Boots und Hey Joe – Florian Baron sprach mit uns über beide Filme bei seinem Besuch im Duisburger Stapeltor.
Nach einer Odyssee durch das US-Sozialsystem und mehreren Therapien zur Behandlung seiner Kriegstraumata scheint Joe Boots sein Leben wieder im Griff zu haben. Er erhält endlich eine Invalidenrente und lebt als Künstler in Detroit. Doch seine Situation stellt ihn immer wieder auf die Probe – und als Joes Van gestohlen wird, bricht durch die neue Stabilität das alte, alles überbordende Stressgefühl. „Es ist, als würde dir jemand eine Wunde aufreißen und Salz hineinschütten.“
Filme können innere Zustände in Bilder fassen. So sehen wir in Joe Boots von Florian Baron (doku.klasse 2016), was in dem jungen Kriegsveteranen Joe nach seiner Rückkehr in die USA vorgeht. Hat er auf seinem Weg Hilfe bekommen? Lässt er uns weiter an seiner Genesung teilhaben?
Zum 10-jährigen Jubiläum der 3Sat Ausschreibung “Ab 18!” trafen sich Filmemacher und Protagonist fünf Jahre nach Erscheinen des ersten Films Joe Boots später erneut. Hey Joe zeigt uns, wie es Joe heute geht. Florian Baron war im Stapeltor zu Gast und sprach über die Arbeit an beiden Filmen.
Hattest du bereits zu Anfang eine Vorstellung davon, was das Thema des zweiten Films mit Joe sein sollte?
Unser Plan war eigentlich, mit Joe einen Roadtrip von Detroit nach Philadelphia zu machen. Sein Van, aus dem heraus er bei Festivals und Flohmärkten seine Kunst verkauft, sollte eigentlich eine zentrale Rolle spielen. Kurz nach unserer Ankunft wurde der Van dann gestohlen und damit war auch unser Konzept hinfällig. Das Treffen mit seinen früheren Kameraden in Philadelphia konnten wir trotzdem umsetzen, aber dass die Geschichte um den gestohlenen Van im Film so zentral werden würde, war uns beim Drehen nicht bewusst.
Du hast Joe Boots nach fünf Jahren für den zweiten Dreh wieder getroffen. Hat sich euer Verhältnis verändert? Wie würdest du es beschreiben?
Durch die zwei Besuche von Joe in Deutschland, nachdem wir den ersten Film fertiggestellt hatten, und unsere gemeinsame Schultour im Ruhrgebiet haben wir viel Zeit miteinander verbracht und unser Verhältnis hat sich verändert von Filmemacher und Protagonist zu Freunden. Es war gar nicht so einfach, für die Dreharbeiten am neuen Film in unserem Verhältnis wieder in einen anderen Modus zu kommen. Es fühlte sich oft so an, als würden wir einfach mit einem Freund abhängen, und manchmal ging dabei die Kamera an. Durch diese Nähe war es aber auch möglich, in Situationen zu drehen, die wir beim ersten Dreh 2016/17 so noch nicht mit Joe erlebt hatten.