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Der Dokumentarfilm ist die freiste Form

Die Referenz erweisen (8): Der GROSSE KLAPPE-Preisträger Florian Baron im Gespräch mit der Medienwissenschaftlerin Brigitte Zeitlmann über die Regeln im Dokumentarfilm, künstlerischen Ausdruck und das Verhältnis von ästhetischen Stilmitteln zur vorfilmischen Wirklichkeit.

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doku.klasse

Nicht wissen, was passieren soll.

Die Referenz erweisen (6): Ein Gespräch zwischen dem Filmemacher Andreas Hartmann und dem Filmkritiker Jan Künemund.

„Ich mag es generell, an einem Ort zu sein, wo ich die Sprache nicht verstehe, um mich so künstlerisch in eine gewisse Unsicherheit zu begeben. Denn im Moment der Unsicherheit habe ich die größte Sensibilität.“

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Die Stipendiat*innen der doku.klasse 2021

Voller Vorfreude begrüßen wir die neuen Stipendiat*innen des achten Jahrgangs der doku.klasse! Auch in diesem Jahr wurden viele spannende und interessante Themen eingereicht. Katharina Pethke und Robin Humboldt konnten mit ihren Stoffen besonders überzeugen.

What will be, will be – Die Faszination für das Unvorhersehbare

Die Referenz erweisen (2): Rosa Hannah Ziegler, Stipendiatin der doku.klasse 2016 & 2019, über An- und Abwesenheiten beim dokumentarischen Arbeiten, das Sprechen aus dem Off, den Einfluss der Kamera und wie sich Unvorhersehbares und Unausweichliches in ihren Filmen dokumentiert. Die Fragen stellte der Filmemacher und Festivalkurator Sven Ilgner.

„Es geht für mich im Dokumentarfilm um die Suche nach einer Darstellungsform der Wirklichkeit, die dem Zuschauer die Möglichkeit lässt, sich die jeweilige Geschichte selbst zu Ende zu denken, und offene Fragen selbst zu beantworten.“

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Ping-Pong der Perspektiven

Bei der Abschlusspräsentation der doku.klasse Ende September wurden zwei Filme gezeigt und diskutiert, die sich mit Kunst und Geschlechteridentität beschäftigen – auf ganz unterschiedliche Weise.

Bilder groß auf die Leinwand projiziert, Sitznachbar*innen, die das Gleiche sehen und hören, Gespräche mit den Filmemacherinnen nach der Vorführung: Endlich wieder Kino! Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie fand eine doxs!-Veranstaltung wieder im filmforum in Duisburg statt. Drei Klassen vom Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium und vom Steinbart-Gymnasium waren zu Gast. Dazu Udo Bremer von der 3sat-Redaktion und die Regisseurinnen Mieko Azuma undSusanne Mi-Son Quester. Elke Margarete Lehrenkrauss war per Videocall zugeschaltet.

Das Publikum machte zunächst Bekanntschaft mit einer jungen Schweizerin, die die doku.klasse bereits 2020 kennengelernt hatte. Damals noch als abstrakte Figur in einem Exposé. Chao in Chao’s Transition ist eine energiegeladene und reflektierte Person, die als biologischer Mann geboren wurde, sich aber immer als Frau fühlte.

»Wir haben nicht nach einer Protagonistin gesucht, mit der wir das Thema Transition und Geschlechteridentität erzählen können«, sagte Susanne Mi-Son Quester nach der Vorführung auf die Frage von Aycha Riffi, ob Chao’s Transition ein politischer Film sei. »Uns ging es um Chao als Person. Hätte sie gesagt, sie will den Fokus auf ihre chinesische Mutter legen, hätten wir das auch gemacht.« In einer Szene sagt Chao, dass es in der gegenwärtigen Gesellschaft noch immer nicht reiche, Trans-Frau zu sein, um die vollständige Anerkennung zu erfahren. Dafür müsse man Cis-Frau sein. »Aussagen wie diese«, so Susanne Mi-Son Quester, »geben dem Film natürlich auch eine explizit politische Dimension.«

Das zweite zentrale narrative Motiv in Chao’s Transition ist die Kreativität und künstlerische Ambition der Protagonistin. Chao ist eine begabte Zeichnerin und träumt von einem Studium auf der Kunsthochschule in Zürich. Der Film nimmt dieses Talent auf und montiert die dokumentarischen Aufnahmen mit animierten Sequenzen – ein stilistisches Prinzip, das Mieko Azuma und Susanne Mi-Son Quester bereits in ihrem letzten Film Warum wir hier sind (2018) angewendet haben. Der ursprüngliche Plan, dass Chao die Animationen selbst macht, ging nicht auf, weil sie zu sehr mit ihrer Bewerbungsmappe für die Hochschule beschäftigt war. »Die Zeichnerin, die das dann übernommen hat, hat sich aber von Chaos Kunst inspirieren lassen.« Was es mit dem immer wiederkehrenden Libellen-Motiv auf sich habe, fragte eine Zuschauerin. Die Regisseurinnen: »Für Chao hat die Libelle eine besondere Bedeutung: Sie ist stark, schön und frei.«

Auch Fehler und Irritation, der zweite Film der Präsentation, dreht sich um Kunst und Diversität – aber in fast konträrer Weise. Ferdinand, der metrosexuelle Protagonist mit den rotlackierten Fingernägeln, lehnt die normative Geschlechterkonstruktion ab, für die Chao eine Operation in Kauf nimmt. Ferdinands Bilder zeigen zergliederte, non-binäre Körper. In der doku.klasse hatte Elke Margarete Lehrenkrauss 2020 ein anderes Projekt vorgestellt, das aber aus verschiedenen Gründen nicht zustande kam. Stattdessen nun Ferdinand und sein Bruder Milan, die beiden »Popcorn-Performer«, deren gemeinsames Atelier eine Raumstation für abgespacte Ideen ist.

Ob es eine Art Konkurrenzsituation zwischen ihr als Künstlerin und dem Duo gegeben habe, fragte Dirk Uhlig, der den zweiten Teil der Veranstaltung moderierte. Nein, antwortete Elke Lehrenkrauss. Sie habe versucht, die Kunstebene eher den beiden zu überlassen und sie mehr zu begleiten. »Ich war darauf konzentriert, einen dramaturgischen Bogen zu bauen und festzustellen, wo ihre Hoffnungen und Ängste liegen.« Nicht immer war es Lehrenkrauss zufolge einfach, mit der fiebrigen Fantasie und Produktivität der beiden Schritt zu halten. »Es war wie Ping-Pong. Wir wollten anfangen zu drehen, und sie kamen schon mit einem neuen wahnsinnigen Einfall um die Ecke: Als nächstes machen wir einen Raketenstart im Harz. Das fühlte sich für mich erst wie so ein Jungsding an. Aber bald merkte ich, dass Ferdinand und Milan ihre Performances wirklich leben, und ich wollte als Regie mitgehen und mich visuell in diese Bilderwelten hineinversetzen.«

Eine Kunstlehrerin im Publikum lobte die Darstellung der Malerei in Fehler und Irritation. »Das habe ich so noch nicht gesehen.« Ihr sei es um den Wechsel der Perspektive gegangen, erzählte Lehrenkrauss. »Am Anfang ist man ganz nah bei Ferdinand, man hört das Kratzgeräusch der Kreide, sieht, wie er nachdenkt, bekommt mit, wie dieses Bild aus ihm heraus entsteht.« Am Ende hänge es fertig in der Ausstellung. »Nun haben die Zuschauer*innen die Möglichkeit, das Bild als Betrachter*innen anzuschauen – in einem neutralen Raum und ganz in Ruhe.« Mit dem Wissen aber, wie es entstanden ist.