Author: doxs!

Wenn Plan B nicht funktioniert, gibt es eben Plan C

Kilian Helmbrechts zweiter doku.klasse-Stoff handelt von einer Odyssee auf dem Berliner Wohnungsmarkt. Das Treatment liefert mehrere Szenarien und Optionen, wie sich die Suche gestalten könnte. Ein Kernelement des dokumentarischen Arbeitens wird hier bereits offengelegt.  Auf die Frage, wie er mit der Ungewissheit beim Filmemachen umgeht, antwortet Kilian selbstbewusst: „Ich muss mir die Erlaubnis geben zu scheitern.“ Sein Projekt Gesundbrunnen” erfordert eine große Flexibilität, denn es ist unklar, wie schnell sein Protagonist nach dem Studium eine Wohnung finden wird. Die Aussichten sind eher schlecht: 500 Euro für 8 Quadratmeter. Die explodierenden Mietpreise und der knappe Wohnraum machen es fast unmöglich, in Großstädten bezahlbar leben zu können. Das Thema findet sofort großen Anklang in der doku.klasse. Auch wenn man nicht wie Raffly in Berlin wohnt, sei die Geschichte total nachvollziehbar. Die Teilnehmer*innen berichten von ihren eigenen Erfahrungen bei WG-Castings und enttäuschenden Besichtigungen. Einige können auch bestätigen, dass es mit einem nicht deutsch klingenden Namen schwieriger sei, eine positive Rückmeldung zu bekommen. Diese zusätzlichen Hürden und der Alltagsrassismus zwingen Raffly verschiedene Strategien der Anpassung zu entwickeln. Er wechselt …

Ich bin nicht nur ich, sondern ich bin die Tiere

Der aktuelle Stoff WIR TIERE von Angelika Herta konfrontiert die doku.klasse mit verschiedenen grundsätzlichen Fragen: Warum sieht sich der Mensch in der Hierarchie häufig an oberster Stelle? Warum identifizieren sich viele Menschen überhaupt nicht als Tiere? Wie gestaltet sich eine freundschaftliche Beziehung zwischen Mensch und Tier?

Das Bild in der Hand

2017 waren Andreas Bolm und Gerd Breiter mit “Mein letztes Video” zu Gast in der doku.klasse. Darin porträtieren sie einen erfolgreichen YouTuber. Im Rahmen des von der Duisburger Filmwoche und doxs! gemeinsam veranstalteten 3sat Extras „Das Bild in der Hand“ gab es im November 2022 ein Wiedersehen mit Andreas Bolm. Auszüge aus dem Gesprächsprotokoll. Schon immer war die Medienkompetenz von Protagonist*innen eine Herausforderung dokumentarischen Arbeitens – durch die Omnipräsenz und Demokratisierung der Bilder in den Sozialen Medien hat sie eine neue Qualität erreicht. Wie gehen Dokumentarfilmer*innen damit um? Wie und wie so jemanden porträtieren, der bereits eigenständig ein Bild von sich in die Welt sendet? Welches Potenzial liegt in der vermeintlichen Konkurrenz der Bildregime?  Diese Fragen diskutieren Andreas Bolm und die Editorin Yana Höhnerbach (Searching Eva) in dem 3sat Extra Das Bild in der Hand. Dokumentarische Zugänge zum Bildregime Social Media, das von der SPIEGEL-Redakteurin Hannah Pilarczyk moderiert wird.  Nach einem Ausschnitt aus Mein letztes Video, in dem die Hauptfigur Anton sagt, sie wolle Regisseur werden, fragt Pilarczyk Bolm: „Wie begegnet man einem Protagonisten, der …

Die Stipendiat*innen der doku.klasse 2022

Voller Vorfreude begrüßen wir die neuen Stipendiat*innen des neunten Jahrgangs der doku.klasse! Auch in diesem Jahr wurden viele spannende und interessante Themen eingereicht. Angelika Herta, Antje Schneider & Carsten Waldbauer und Kilian Helmbrecht konnten mit ihren Stoffen besonders überzeugen.

Ausschreibung 2022: Ideen aufblühen lassen!

Die doku.klasse freut sich auf den neunten Jahrgang und lädt Dokumentarfilmer*innen ein, Filmprojekte im Rahmen der 3sat Ausschreibung „Ab 18!“ zu entwickeln. Auch in diesem Jahr werden kreative Ideen für Dokumentarfilme gesucht, die sich in besonderem Maße an junge Erwachsene richten.

„Auch wenn man inszeniert, passiert etwas, was über die Inszenierung hinausgeht“

Die Referenz erweisen (9): Im letzten Podcast unserer Reihe „Referenz erweisen“ spricht der Filmemacher Volko Kamensky mit Andreas Bolm. Gemeinsam mit Gert Breiter war als er in der doku.klasse 2017 zu Gast. „In JABA war für mich der Vater des Protagonisten ein „Marlon Brando“-Typ, ich wollte ihn so sehen, so filmen. Ich wollte die Protagonist*innen cinematografisch dorthin bringen, und gleichzeitig aus ihren Gesten etwas herausarbeiten, was sehr fiktiv ist und dennoch mit ihnen zu tun hat.“

Was ist eigentlich echt?

Ein Thema, das an grundsätzliche Fragen des Dokumentarischen rührt: Im Workshop mit Katharina Pethke ging es um die Virtualisierung der Wirklichkeit und die Frage: Wie stellt man das dar? Katharina Pethke ist die Arbeit mit der doku.klasse schon bestens vertraut. 2018 stellte sie hier ihr Projekt Dazwischen Elsa vor. Die Protagonistin damals stand vor der Frage, für welche der vielen Lebensmöglichkeiten sie sich entscheiden soll. Auch Lale, Pethkes Hauptfigur im neuen Stoff, bewegt sich in einem Feld des Dazwischen: zwischen physischer und digitaler Realität. Das Model möchte sich klonen lassen, um mehr Zeit für andere Dinge im Leben zu haben. An dieser Idee eines digitalen Avatars für Online-Laufstege und die Social-Media-Präsenz entzündete sich in der Klasse eine lebhafte Diskussion darüber, was echt ist und was virtuell, gipfelnd in der Frage: »Ist der Unterschied zwischen der digitalen und der echten Lale für euch überhaupt wichtig?« Katharina Pethke entschied sich für das Projekt, auch wenn dabei Produktionsschwierigkeiten vorhersehbar sind. Der Filmemacherin schwebt eine ästhetische Lösung vor, bei der die Grenzen von Dokumentarfilm und Science-Fiction in einer hybriden …

„Keiner kennt diese Milieus wirklich, aber jeder macht sich ein Bild davon“

Zwischen Verbundenheit und Abscheu: Im doku.klasse-Workshop spricht Robin Humboldt über den problematischen Umgang mit seinem Protagonisten und dessen Tat und überlegt sogar, das Projekt abzubrechen. Robin Humboldt kennt sich durch seine vorherigen Filme mit stigmatisierten Milieus aus. Doch Alexanders Absturz im Laufe der Recherchen und Dreharbeiten stellt ihn vor bislang ungekannte Herausforderungen. »Ich frage mich, ob es gesund ist, mit dem Film weiterzumachen«, merkt eine Teilnehmerin der doku.klasse an. Schon ziemlich bald hatte Humboldt bemerkt, dass es seinem Protagonisten immer schlechter ging. »Er wirkte von Mal zu Mal apathischer und unerreichbarer.« Als er davon erfuhr, was Alexander getan hat, sei er schockiert und zutiefst enttäuscht gewesen. Alle Pläne und Konzepte, die es für den Film bis dahin gab, waren obsolet. Das Projekt liegt auf Eis. Wie geht es nun weiter? Trotz aller Zweifel und Bedenken und der starken emotionalen Belastung, die das Thema und der Totschlag für den Regisseur bedeutet, möchte er auf jeden Fall weitermachen. »Ich will der Geschichte von Alexander gerecht werden, ohne ihn aber vom Täter zum Opfer zu machen.« Es ginge …