Neu im Team von doxs! ist Sofie Mörchen (23), Studentin der Medienwissenschaft und Komparatistik an der Ruhr-Uni in Bochum. Mit ihrer Leidenschaft für Füller und die irische Sprache hat sie uns sofort um den Finger gewickelt. Für unseren Blog hat sie ihre erste Begegnung mit der doku.klasse aufgeschrieben: die Präsentation des Rohschnitts von „Freier Mensch“. Bhíodh craic agat!
Samstagmittag, 25 Grad und strahlender Sonnenschein in Duisburg. Der perfekte Tag für einen Kinobesuch, oder etwa nicht? Doch ist es. Ich kann das bestätigen. Und auch die 16 TeilnehmerInnen der doku.klasse können das. Während andere in der Sonne liegen, versammeln wir uns im filmforum am Duisburger Dellplatz. Eine Premiere der besonderen Art erwartet uns: Der Regisseur Andreas Hartmann zeigt die Rohschnittfassung seines Dokumentarfilms „Freier Mensch“, eine Auftragsproduktion von ZDF/3sat, die in der Reihe „Ab 18!“ realisiert und Anfang Oktober ausgestrahlt wird. Und was noch viel wichtiger ist: Der Berliner hat vergangenen Herbst sein Filmtreatment in der doku.klasse mit den jungen Teilnehmer-Innen besprochen. Danach machte er sich für seine Dreharbeiten auf den Weg nach Japan und begleitete seinen Protagonisten mit der Kamera. Heute, ein Jahr nach seiner Bewerbung für die doku.klasse, sind alle erneut zusammengekommen, um das Ergebnis ihrer und vor allem seiner Arbeit zu sehen.
Punkt 11:15 Uhr wird der Saal dunkel und die ersten Bilder flimmern über die Leinwand. Der Film nimmt uns mit in das Japan von Kei, dem Protagonisten des Films, der sich für ein Leben abseits der gesellschaftlichen Norm entschieden hat. Wir begleiten den jungen Mann auf seinem Weg, und ich bin sicherlich nicht die einzige, die eine enge Verbundenheit mit ihm fühlt. Nach 80 Minuten ist der Film vorbei. Das Licht geht an und wir kehren langsam zurück aus Keis Welt, in die uns die Doku entführt hat. Es dauert einen Moment, bis wir wieder im Duisburger Kinosaal angekommen sind.
Wir versammeln uns vorne, in einem Kreis, damit alle mitreden können. Andreas Hartmann zückt Block und Stift und stellt die wichtigste Frage: Wie hat euch der Film gefallen? Gespannt blickt er in die Runde und wartet auf das Urteil der jungen Experten. Doch keine Sorge – alle sind begeistert, lobende Worte für seinen Film, seine Kameraführung und seine Art, Keis Geschichte zu erzählen.
Nachdem die ersten Worte gewechselt sind, geht es ans Eingemachte. Die Fernsehfassung darf lediglich 45 Minuten lang sein. Doch auf welche Aufnahmen kann man verzichten? Eine Diskussion entspannt sich, die von einer Szene zur nächsten führt. Unterschiedliche Meinungen treffen aufeinander, Pro- und Kontra-Argumente werden gegeneinander abgewogen. Auch die möglichen Auswirkungen des deutschen Voice-Overs für die Fernsehfassung werden thematisiert. Die doku.klasse ist skeptisch und weist auf die Gefahr hin, durch das Voice-Over aus dem Film herausgerissen zu werden.
Andreas Hartmann bekommt viel Stoff zum Nachdenken mit auf den Weg. Die doku.klasse weiß, worauf es ankommt – eine Diskussion von Filmstudierenden würde nicht intensiver ablaufen. Einige hier bringen schon viel Erfahrung mit, sie haben bereits im letzten Jahr an den Workshops teilgenommen. Doch auch die Jugendlichen, die zum ersten Mal dabei sind, engagieren sich begeistert im Gespräch. Man merkt dem Regisseur an, wie wichtig ihm das Feedback seiner jungen Zuschauer ist. Er hat seinen Film mit ihnen, aber vor allem für sie gemacht.
Nach einer ausführlichen Diskussion verabschieden wir Andreas Hartmann mit einer Runde Applaus und schicken ihn zurück in den Schnittraum. Wir geben ihm Anmerkungen, Meinungen und Tipps zu seinem Film mit auf den Weg. Für uns geht es jetzt in die Sonne – voller Vorfreude darauf, für die Festival-Präsentation des fertigen Films in den dunklen Kinosaal zurückzukehren!